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Rückschau und Vorausblick: Konzerte der Capella Vocale 2016/17

5/1/2017

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Erneut hat die Capella Vocale an St. Hippolytus 2016 dem Publikum bewiesen, dass sie ein Chor ist, der ehrgeizige und außergewöhnliche musikalische Projekte liebt – und sie bravourös meistert. Sechs Konzerte gab der Laienchor unter der Leitung von Michael Veltman. Krönender Abschluss war im November die h-Moll-Messe von J.S.Bach in Kammerchorbesetzung. 2017 konzentriert sich der Chor zunächst auf die Musik rund um Martin Luther. Im zweiten Halbjahr widmet sich die Capella einer ihrer Spezialitäten: der zeitgenössischen Musik. 

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Immer wieder konfrontiert die 14-köpfige „Capella Vocale an St. Hippolytus“ seine Zuhörer mit Werken von weitgehend unbekannten Komponisten alter Musik und - inspiriert durch die Arbeit des Chorleiters Michael Veltman mit dem Ensemble TRA I TEMPI – zeitgenössischer Musik. Auch in den sechs Konzerten 2016 hat der Troisdorfer Kammerchor dem Publikum musikalisch anspruchsvolle und sehr abwechslungsreiche Programme geboten.

Begonnen hat das Jahr 2016 im Februar mit einer Konzertreise der 14 Sängerinnen und Sänger nach Berlin. Dort gab sie zwei Konzerte mit a-cappella-Musik aus Renaissance und Frühbarock. Unter dem Konzerttitel „Er küsse mich mit dem Kuss seines Mundes“ sang die Capella „Das erst und ander Kapitel des Hohenliedes Salomonis“ von Leonhard Lechner, Madrigale aus dem V. und VI. Madrigalbuch von Carlo Gesualdo di Venosa und Claudio Monteverdis „Lagrime d'Amante al Sepolcro dell' Amata“ (sog. „Sestina“). Die Berliner zeigten sich begeistert von dem Programm, das mit diesen so unterschiedlichen Kompositionen die musikalischen Facetten der Renaissance und des Frühbarocks ausleuchtete.

Gesualdos Madrigale und Monteverdis Sestina standen auch in dem nächsten Konzert der Capella im Mittelpunkt, das sie zusammen mit Mitgliedern des Ensemble TRA I TEMPI am 22. April 2016 in St. Gertrud in Köln gab. An dem Abend unter dem Titel „Klangskulpturen. Graffiti.“ wurden die alten Kompositionen mit zeitgenössischer, neuer Musik begleitet, ergänzt, kontrastiert. György Kurtágs (*1926) „Signs, Games and Messages“ für Viola, die von Christiane Veltman gespielt wurde, durchbrach immer wieder die alten vertrauten Gesangslinien von Monteverdis „Sestina“. Und über Gesualdos Madrigalen, die durch ihre Chromatik oft selbst sehr modern anmuten, legten sich wie ein Graffiti die improvisierten Stimmeinwürfe von Nicole Ferrein. Dieser Kontrast zwischen alt und neu eröffnete den Stücken neue Dimensionen und stärkte doch gleichzeitig ihre Einzigartigkeit.

Nach den „Musikalischen Exequien“ von Heinrich Schütz im Juni, bei denen die einzelnen Mitglieder des Chores auch die solistischen Parts sangen, nahm die Capella Vocale im Juli mit 9 Sängern an TroisdorfBAROCK teil. Bereits zum 8. Mal fand das kleine Festival Barocker Kammermusik statt. Die Capella sang Werke von Jan Pieterszoon Sweelinck und Samuel Scheidt. Aus der Kritik des Kölner Stadtanzeigers (Rhein-Sieg): „Grandios war die Leistung der Vokalisten, die Samuel Scheidts komplex angelegtes,,Angelus ad Pastores ait a 8" (aus: Concertus Sacri 1622) farbenglühend, mal mit ans Gemüt gehender Wärme, mal mit romantischer Verve ausführten. Das war umso staunenswerter, als das Ensemble mit lediglich neun Sängerinnen und Sängern die polyphone Pracht, bei der jede Nuancierung der einzelnen Stimmlagen von Gewicht ist, zur Wirkung brachte.“

Abschluss und großes Highlight des Jahres 2016 war dann die h-Moll-Messe von J.S. Bach. Ein ehrgeiziges Projekt, da die Chorstücke eigentlich für einen großen Chor komponiert wurden. Durch die intensive Probenarbeit haben sich die 14 festen Ensemblemitglieder und 2 Gastsänger dieses gewaltige Werk erschlossen und bewiesen, dass eine kammermusikalische Besetzung diesen Chorstücken eine ganz eigene musikalische Facette entlocken kann. Die Belohnung für die Arbeit waren begeisterte Zuhörer, die den Ausführenden einen großen und langanhaltenden Applaus mit Standing Ovations gezollt haben.

Lange auf dem Erfolg ausruhen wird sich die Capella aber nicht. Für 2017 sind die nächsten Konzerte bereits geplant. Das erste Halbjahr steht unter dem Zeichen des Reformationsjubiläum. Die Capella studiert Werke von Komponisten ein, die in Luthers direktem Umfeld waren, wie Johann Walter oder Ludwig Senfl, bzw. die Luther bewundert hat, wie Josquin des Préz. Ergänzt wird das Programm durch Musik, die aus dem von der Reformation unberührten Italien dieser Zeit stammt, wie von Cipriano de Rore, und Kompositionen aus Spanien mit „gegenreformatorischen Anspruch“, wie von Tomás Luis de Victoria.

Das zweite Halbjahr wird dann voraussichtlich zeitgenössisch. Geplant ist das Werk „Canti di Prigionia“ (1938/1941) von Luigi Dallapiccolas aufzuführen. Es ist für eine außergewöhnliche Besetzung komponiert worden. Neben dem Chor sind zwei Klaviere, zwei Harfen und ein großes Schlagwerk vorgeschrieben. Dallapiccola komponierte diese sehr anspruchsvollen „Gesänge aus dem Gefängnis“ in dunkler Zeit als Antwort auf die Rassengesetzgebung Mussolinis. Die Canti di Prigionia sind ein Werk, das in der Literatur oft als herausragend erwähnt wird, aber selten zu hören ist.
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Zwischen diesen beiden Highlights wird es sicherlich im Verlauf des Jahres noch weitere Konzerte der Capella geben - damit 2017 musikalisch genauso abwechslungsreich wird wie 2016.

1 Kommentar
Maya W link
27/11/2020 03:58:59

Thank you for shariing this

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    Ein paar persönliche Eindrücke aus musikalisch-textlicher Praxis und Theorie.